Frauen treten heutzutage immer öfter in männerdominierte Domänen ein. Trotzdem sind sie im Tech- und IT-Sektor, vor allem in Führungspositionen, noch immer die Ausnahme. Eine dieser Ausnahmen ist unsere Chief Information Security Officer Vicky. Auf dem Global Cyber Security Summit 2024 in Sofia hat sie darüber gesprochen, wieso das nicht so bleiben sollte und wie wir alle dabei helfen können, Frauen im Cyber–Security–Sektor zu fördern.
Am 25. September kamen mehr rund 130 Menschen in Sofia zusammen, um sich beim Global Cyber Security Summit 2024, organisiert von der Schwarz IT, über die neusten Entwicklungen im Bereich der digitalen Sicherheit auszutauschen. Rund 200 weitere schalteten sich per Livestream dazu. Die Vorträge und Diskussionen beschäftigten sich dabei mit wichtigen und brandaktuellen Themen wie der Handhabung von Cyber Security für Unternehmen inmitten internationaler digitaler Konflikte und den Herausforderungen, vor die künstliche Intelligenz den Sektor stellt.
Inmitten dieser fachlichen Beiträge stach unsere CISO Vicky mit ihrem Thema heraus, indem sie statt der neusten Entwicklungen oder Herausforderungen von außen ein Problem der Branche an sich thematisierte: Der immer noch verschwindend geringe Anteil an Frauen. In ihrer Keynote mit dem Titel „Empowerment of Women in Cyber Security” lieferte sie auch gleich ein paar wertvolle Tipps dafür, wie man Frauen nicht nur den Zugang zur Branche erleichtert, sondern sie auch in ihren Kompetenzen fördern und den Weg für erfolgreiche Karrieren ebenen kann.
Frauen in der Cyber Security: kein rein weibliches Thema
Ihren Vortrag begann Vicky mit einer kurzen Fragerunde an das, vorwiegend männliche, Publikum. Dabei stellte sie die einfachen Fragen, wie viele der Anwesenden mit einer weiblichen Kollegin zusammenarbeiten, wie viele eine Partnerin oder Ehefrau haben und wie viele eine Tochter. Der Effekt der Übung: Dem Publikum bewusst zu machen, dass es bei Empowerment von Frauen nicht um Rivalität unter Geschlechtern gehen sollte, sondern darum, allen Frauen und damit auch den geliebten Menschen im eigenen Umfeld zu mehr Chancen zu verhelfen. Das Thema geht also alle etwas an, Frauen wie Männer.
Danach erzählte Vicky von ihrer eigenen Reise in der Welt der Cyber Security. Sie habe zwar dank ihres Bruders schon früh Interesse an Computern und Technik gehabt, trotzdem aber zunächst in einem traditionell weiblich-besetzten Beruf angefangen. Später entschied sie sich dann, ihrer Leidenschaft zu folgen und vollzog einen Karrierewechsel in Richtung IT, der sich ausgezahlt hat: In ihrer Rolle als Chief Information Security Officer bei Kaufland e-commerce sorgt sie heute mit ihrem Team dafür, dass unsere IT-Systeme stets vor Bedrohungen und Angriffen geschützt sind.
Vicky hat einen beeindruckenden Karrierewandel hinter sich. (Bild: Screenshot aus dem Livestream)
Warum es Frauen noch immer schwer haben im IT-Bereich
So viel Glück wie Vicky mit ihrem Tech-begeisterten Bruder und den nötigen Mut zum Karrierewechsel haben leider nicht alle Frauen. Diejenigen, die vielleicht das nötige Interesse und die passenden Fähigkeiten haben, trauen sich oft immer noch nicht so recht in die Welt der ITler hinein. Woran das liegt, darauf hat Vicky ein paar Antworten:
- Modernes Arbeitsfeld, alte Rollenbilder: Das Feld der Cyber Security ist in einer Zeit entstanden, die stark von den Rollenbildern der 50er und 60er Jahre geprägt war – als Frauen vorwiegend ein Platz in der Küche und nicht in der Arbeitswelt zugewiesen wurde. Diese Rollenbilder sorgen auch heute für ein Ungleichgewicht in der Repräsentation der Geschlechter in anspruchsvollen Berufen und werden zum Teil bis heute weitergetragen.
- Fehlende weibliche Vorbilder: Wo es wenig Repräsentation gibt, fehlen auch die Vorbilder. Vor allem junge Menschen fühlen sich oft dort aufgehoben, wo sie ihnen ähnliche Menschen sehen, mit denen sie sich identifizieren und denen sie nacheifern können. Da es wenige sichtbare und prominente weibliche Personen im Fachbereich Cyber Security gibt, kommen auch weiterhin wenige junge Frauen und Mädchen als Nachwuchs nach.
- Bildung und Karrieremöglichkeiten: Lange Zeit hatten Frauen nicht den gleichen Zugang zu Bildung und die Familienplanung und die Haushaltsführung stehen auch heute noch oft der Wahrnehmung wichtiger Weiterbildungsangebote im Weg. Auch die Schwierigkeit, Familie und Karriere zu vereinbaren und Chancen im Job zu ergreifen, ist für Frauen meist noch höher als für Männer.
Wie Female Empowerment im Businesskontext funktionieren kann
Nur auf Probleme und deren Ursachen hinzuweisen, war Vicky zu kurz gegriffen. Deshalb lieferte sie in ihrem Vortrag gleich ein paar leicht umzusetzende Vorschläge, wie Empowerment von Frauen im Arbeitsleben gelingen kann. Dabei richtete sich zuerst an „Man(ager)“ – also vor allem Männer in Führungsrollen – mit den folgenden drei Punkten:
- Verbündete und Mentoren sein: Dass es mehr weibliche Vorbilder braucht, wurde schon beschrieben. Weil diese aber nicht einfach aus dem Nichts entstehen, sind aktuell die Männer gefragt, Frauen zu unterstützen und gute Mentoren zu sein. Das kann einfach bedeuten, ihre Fähigkeiten zu erkennen und zu fördern, aber auch sie in Meetings mitzunehmen, ihre Arbeit vor anderen zu loben und ihnen auf Augenhöhe mit wertvollen Ratschlägen zu begegnen.
- Netzwerke aufbauen: Wenn es nicht schon welche gibt und es Frauen in der Firma nicht ermöglicht wird, selbst Netzwerke zu organisieren, kann auch ein Mann in einer Führungsposition interne Networking-Möglichkeiten für Frauen schaffen. Wenn es in der Firma nicht so einfach geht, können Frauen auf Netzwerke wie Women4Cyber oder She@ISACA hingewiesen und ihnen nahegelegt werden, sich dort zu vernetzen. Bei Kaufland e-commerce werden Empowerment und Networking-Events wie der International Women’s Day und unser Format „Powerful Morning“ vom Management und Männern unterstützt.
- Offenheit gegenüber Quereinsteigerinnen und Müttern: Einige Frauen stellen ihr Interesse für Tech-Themen zurück und fangen wie Vicky erstmal in traditionell weiblichen Bereichen an. Ein späterer Karrierewechsel, der nicht auf einem klassischen Studienweg aufbaut, bedeutet aber nicht unbedingt weniger Fähigkeiten. Oft bringt die Person sogar wertvolle Skills und neue Perspektiven aus einem anderen Sektor mit – zusammen mit der Portion Mut und Passion, die es für den Wechsel braucht. Auch Mütter sollten nicht übersehen werden – die Rolle fordert einiges an Planung, Multitaskingfähigkeit und Durchhaltevermögen. All das sind alles hilfreiche Skills in vielen Berufen. Um diese zu nutzen, ist es wichtig, Strukturen im Unternehmen zu schaffen, die sich gut mit der Familie vereinbaren lassen – ein Ziel, auf das bei Kaufland e-commerce besonders Wert gelegt wird.
Zum Schluss hatte Vicky dann auch noch ein paar Tipps für Frauen in ihrem Feld parat:
- Fragt nach dem, was ihr wollt: Nach Vickys Erfahrung müssen gerade Frauen lernen, mehr von dem zu fordern, was sie wollen, da es ihnen nicht einfach geschenkt wird. Mädchen werden oft zu Höflichkeit und Zurückhaltung erzogen. In der Businesswelt und vor allem im Feld der Cyber Security ist das fehl am Platz. Fragt nach Möglichkeiten, nach verantwortungsvollen Aufgaben und nach Führungsrollen. Wer fragt, könnte als Antwort ein „ja“ bekommen, wer nicht fragt, nimmt das „nein“ vorweg.
- Macht euch und eure Schwierigkeiten sichtbar: Setzt euch mit anderen in Verbindung, tauscht euch aus, teil eure Geschichten, sprecht eure Gedanken aus und verschafft euch Gehör. Der Weg für Frauen in der Welt der Cyber Security kann schwierig sein, aber wenn ihr nicht über die Schwierigkeiten sprecht, können andere sich nicht ändern oder anpassen. Wenn Frauen sprechen, können sie das Narrativ verändern.
- Sucht euch Vorbilder und Mentorinnen: Es mag wenige weibliche Vorbilder in eurem Sektor geben, aber es gibt sie. Finden könnt ihr sie auf Plattformen wie Mentoring-Club.com oder vielleicht ja auch in der eigenen Firma.
Vielen Dank an Vicky für ihre deutlichen Worte und ihrer Vorbildfunktion für Frauen im Feld der Cyber Security – ganz gemäß unseres Principles, „Role Model At All Times“.