Women in Tech: Im Gespräch mit Lia und Vicky

Women in Tech – ein Thema, das auch 2024 nichts an Aktualität eingebüßt hat, denn nach wie vor finden sich in diesem Bereich deutlich weniger Frauen als Männer. Wir streben danach, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem jeder sein volles Potenzial ausschöpfen kann, daher beschäftigt uns die Frage, wie man Mädchen und Frauen für die Tech begeistern kann. In dieser Reihe setzen wir auf positive Vorbilder und lassen deshalb Frauen aus unserer Tech & Product-Abteilung zu Wort kommen. Dieses Mal sind Vicky und Lia mit von der Partie. 

Lia fand ihren Weg in die Tech als Datenschutzbeauftragte in einer Rehaklinik. Es folgten Tätigkeiten als Datenschutz Consultant und Customer Success Manager für Awareness Trainings. Heute ist sie Team Lead Information Security bei Kaufland e-commerce. 

Vicky ist als Quereinsteigerin aus dem Management-Bereich in die Tech gewechselt. Sie bringt mehr als 15 Jahre Berufserfahrung in Management sowie in der IT und Security mit. Derzeit ist sie als Chief Information Security Officer bei Kaufland e-commerce tätig. 

Liebe Lia und liebe Vicky, was begeistert euch ganz besonders an eurer Tätigkeit? 

 

Lia: Ich liebe die Vielfalt meiner Aufgaben. Jeder Tag ist anders und es wird nicht langweilig. Mal ist meine Kreativität gefragt, an anderen Tagen meine Kommunikationsfähigkeit und an wieder anderen meine fachliche Expertise. Die Themen der Informationssicherheit sind sehr vielfältig.  

Sie haben jedoch alle dasselbe Ziel: Dabei zu unterstützen, jeden Tag ein wenig sicherer zu werden.  

Dazu kommt noch, dass ich für mich persönlich als Buddhist einige Parallelen zwischen der Informationssicherheit und den buddhistischen Prinzipien ziehen kann und mich in diesem Umfeld besonders wohlfühle. In meinen Augen betrachten wir immer den mittleren Weg: Der Mittlere Weg ist ein erfahrungsbasiertes Lebens- und Bewertungsprinzip, das sich darauf konzentriert, wie wir auf unsere Erfahrungen reagieren, und keine Aussage darüber, wie Dinge letztendlich sind. Der Mittlere Weg ist eine Metapher für eine ganzheitliche Lebensweise, die auf alle metaphysischen Verabsolutierungen und Wahrheiten verzichtet. Auch in der Informationssicherheit gibt es selten das eine Richtige. Oftmals ist es auch ein Abwägen, um am Ende eine für alle umsetzbare und akzeptable Lösung zu finden. (Quelle: Buddhas Mittlerer Weg von Robert. M. Ellis, 2021). Wir unterstützen unsere Kunden, unsere Mitarbeitenden und unser Unternehmen dabei, gesetzliche Regelungen und Sicherheitsstandards umzusetzen sowie das notwendige Wissen zu generieren, um sich durch sicheres Verhalten selbst zu schützen. Dabei achten wir besonders darauf, Maßnahmen und Prozesse so zu gestalten, dass sie keine Hürde sind, sondern sich nahtlos in den Alltag unserer Mitarbeitenden integrieren lassen.   

 

Vicky: Kein Tag ist wie der andere – jeden Tag stehen wir vor neuen Herausforderungen mit neuen Kollegen, sei es innerhalb von Kaufland e-commerce oder in der Schwarz Gruppe. Bei allen Herausforderungen gilt es immer wieder das Wissen zu hinterfragen, zu erweitern und Lösungen zu finden, die genau auf unser Problem abzielen.  

 

Frauen sind in der Tech nach wie vor in der Unterzahl. Ihr habt euch aber dennoch für eine Karriere in diesem Bereich entschieden. Wie können wir aus eurer Sicht mehr Frauen und Mädchen dazu ermutigen, eine Laufbahn in der Tech zu wählen? 

 

Lia: Ich denke, viele Frauen und Mädchen haben ein unvollständiges Bild von den vielfältigen Möglichkeiten der Berufe in der Tech. Wenn ich gefragt werde, was ich denn in der Informationssicherheit mache und zu erzählen beginne, sind viele Menschen erstaunt, wie umfangreich und vielfältig die Themen sind.   

Allein der Unterschied zwischen Cyber Security, IT Security und Information Security ist den wenigsten klar. Wenn also bereits in der Security prägnante Unterschiede vorhanden, aber wenig bekannt sind, gestaltet sich die Situation auf die gesamte Tech-Welt bezogen noch unübersichtlicher.   

Als ich 18 war, war ich zum Beispiel der Meinung, dass sehr viel Mathematik und logisches Denken notwendig seien, um in der Tech zu arbeiten. Allerdings wird jede Fähigkeit und jede Charaktereigenschaft in der Tech-Welt benötigt: Wir brauchen innovatives Denken, wir brauchen aber auch Kreativität, Kommunikationsfähigkeit und noch so viel mehr, sodass jeder seinen Platz finden kann.  

Meine Antwort lautet also: durch Aufklärung und Sichtbarkeit. Vielleicht auch durch weniger kryptisch formulierte Ausschreibungen. Teilweise werden hier ja richtige Buzzword-Schlachten veranstaltet.   

Vicky: Als erstes sollten wir aufhören, Themen zu gendern – in der heutigen Zeit ist nichts mehr typisch weiblich und typisch männlich. Das heißt auch, wir müssen für alle Beteiligten die Eintrittsbarrieren so niedrig wie möglich halten und wir müssen lernen, die Sprache des anderen in dem Moment des Einsteigens zu sprechen.  

Natürlich braucht es auch Role Models – wer kennt es nicht aus Kindheitstagen jemandem nachzueifern – sicherlich unterstützt da die Identifikation über das gleiche Geschlecht, aber am Ende ist es vermutlich eher das Gefühl, welches eine Person in einem auslöst, warum wir ihr folgen, und sie feiern. 

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Worauf sollten Unternehmen eurer Meinung nach achten, um ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis in der Tech zu fördern? 

 

Lia: Es gibt einige Studien, die sich mit den Unterschieden zwischen den Geschlechtern im Bewerbungsprozess beschäftigen. Unter anderem wurde evaluiert, ab welcher Übereinstimmungsrate der Qualifikationen sich Männer oder Frauen bewerben. Männliche Bewerbende bewerben sich bereits, wenn sie 60 Prozent der Anforderungen erfüllen, Frauen bewerben sich erst, wenn sie jeden einzelnen Punkt der Stelle mit ihren Qualifikationen matchen, also bei 100 Prozent.   

Da ich keiner Statistik glaube, die ich nicht selbst gefälscht habe, gehe ich nicht davon aus, dass dies absolut und immer so sein muss. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass Frauen eher dazu neigen, möglichst passende Stellen zu finden, um die Quote der Absagen zu reduzieren und ihr Bewerbungsmanagement effektiver zu gestalten.   

Somit wäre eine Möglichkeit, die Anforderungsprofile für Tech-Positionen variabler oder klarer zu gestalten. Teilweise werden Stellenausschreibungen unnötig aufgebläht mit Qualifikationen und Anforderungen, die eigentlich für den Job nicht benötigt werden.   

Eine weitere wäre es, die Bewerber schon vor dem Bewerbungsprozess dabei zu unterstützen, sich im Buzzword-Dschungel zurechtzufinden und eine passende Stelle zu identifizieren.   

Wir als Unternehmen wissen, welche Qualifikationen, Soft Skills und Hard Skills wir brauchen. Warum also nicht das dröge Lesen von Stellenausschreibungen abschaffen und anstelle dessen eine Art Quiz anbieten, welches am Ende anhand der eingegebenen Daten die ideale Stelle oder eine Auswahl passender Stellen vorschlägt.   

Damit würden Frauen nicht nur nach ihren eigenen Buzzwords suchen, sondern könnten durch überraschende Vorschläge, die ihren Qualifikationen entsprechen, motiviert werden, eine andere Richtung einzuschlagen.    

Hinweis

Auch wir bei KEC befinden uns im stetigen Austausch, um zu evaluieren, wie wir unsere Karriereseite und unsere Prozesse noch weiter verbessern können. 

Vicky: Ausgeglichenheit ist ein sonderbares Ziel – am Ende wollen wir doch alle Stellen mit der Person besetzen, die am besten geeignet ist; hier sollten wir uns vom Geschlecht lösen. Typisch weiblich gelesene Eigenschaften wie Empathie und Organisationstalent kann am Ende jede Person mitbringen. Hier wäre der Rückschluss zum Thema Eintrittsbarrieren zu machen – es bewirbt sich nur, wer versteht, was das Unternehmen macht und was die Stellenausschreibung aussagt. Meine Empfehlungen: Lasst Ausschreibungen von verschiedenen Geschlechtern bzw. fachfremden Personen gegenlesen.