Women in Tech: Ein Thema, das aktueller nicht sein könnte. Noch werden die IT-Abteilungen – auch unsere – von Männern dominiert. Um dem entgegenzuwirken, ist es unser Ziel, IT-Berufe für Mädchen und Frauen noch attraktiver zu gestalten. Ein Schritt: Vorbilder schaffen. Wir finden, dass unter anderem Sarah Schuldner und Kim-Canan Borstell aus unserer Tech-Abteilung dazu bestens geeignet sind und haben sie über ihre Arbeit bei uns interviewt.
Sarah Schuldner startete als UX Research Werkstudentin an zwei Tagen pro Woche bei uns, während sie UX Design studierte. Damals bestand ihr Team noch aus zwei Personen – doch Sarah und ihre Kollegin Lydia arbeiteten hart daran, die Bedeutsamkeit von User Research innerhalb des Unternehmens zu etablieren und stetig auszubauen. Und sie waren erfolgreich: Mittlerweile besteht das Team aus vier Researchern in Vollzeit und es wächst immer weiter. Sarah setzt bei uns nicht nur ihr Interesse für UX Research ein, sondern engagiert sich auch für mehr Barrierefreiheit auf unserem Online-Marktplatz – ein Thema, worüber sie auch ihre Masterarbeit schrieb.
Kim-Canan Borstell ist seit etwas mehr als zweieinhalb Jahren Teil unserer Firma. Sie fing als Product Designerin an und war dem ehemaligen Team Checkout angesiedelt. Um vor allem quantitative Tests besser durchführen zu können, half Kim-Canan recht schnell mit, ein neues Team zu bilden, was sich Checkout Vision nannte. Hier bestand die Aufgabe vorrangig darin, mittels Design Thinking die Bedienbarkeit des Checkout-Prozesses neu zu überdenken und voll und ganz auf die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden anzupassen. Das crossfunktionale Team, bestehend aus Backend- und Frontend-Engineers, Product Managern und Designern, erarbeitete schlussendlich ein Multistep-Checkout, das sich als besonders nutzerfreundlich erweisen sollte. Im Anschluss half Kim-Canan vor allem am Redesign der Website von real.de zu Kaufland.de mit. Während dieses Prozesses bot sich für sie die Möglichkeit, ein komplett neues Team aufzubauen, das sich einzig auf den Warenkorb („Cart“) konzentrierte – so gelang Kim-Canan der Schritt vom Product Designer zum Product Manager: ein Episodenziel, wofür sie sich stark einsetzte und sogar im Rahmen unseres Flex-Modells für ihre interne Bewerbung ein Motivationsschreiben verfasste.
Was sind eure Aufgaben bei uns im Unternehmen?
Sarah: Meine Aufgabe ist es, herauszufinden welche Bedürfnisse unsere Nutzerinnen und Nutzer haben und wie wir diese bestmöglich erfüllen. Auf der einen Seite haben wir natürlich unsere Kundinnen und Kunden, die ein reibungsloses und freudiges Einkaufserlebnis genießen wollen, und auf der anderen Seite die Händler, die auf unserer Plattform verkaufen und mithilfe unseres Angebotes ihren Umsatz steigern möchten. Nur wenn man die beiden verschiedenen Bedürfnisse und Motivatoren der jeweiligen Nutzerinnen und Nutzer versteht und dementsprechende Anpassungen vornimmt, kann ein erfolgreiches Produkt geschaffen werden.
Kim-Canan: Als Product Managerin des Team Cart definiert sich meine Rolle als kollaborativer Lead. Getreu dem Motto: „Nur ein glückliches Team ist ein funktionierendes Team“ ist es mir hier sehr wichtig, eine gesunde und warme Atmosphäre innerhalb des Teams zu haben. Dies betraf vor allem die Zusammensetzung: Ich suchte nicht nur nach Expertinnen und Experten in professioneller Hinsicht, sondern auch nach Teammitgliedern, die auf menschlicher Ebene passen. Meine Position umfasst zwei Level: Die zwischenmenschliche sowie die produkt- und businessbezogene Arbeit. Ich versuche dem Team dabei zu helfen:
- motiviert und engagiert zu sein – und es auch zu bleiben,
- den Dialog aktiv zu suchen
- und die gemeinsam gestaltete Teamphilosophie am Leben zu erhalten und zu vermitteln.
Den Teil meiner Arbeit liebe ich sehr, weil es mir unheimlich viel Spaß macht, für Wohlbefinden zu sorgen.
Produkt- und businessbezogen sehen meine Aufgaben natürlich etwas sachlicher und organisatorischer aus. Es geht hier für mich vor allem darum, dem Team den Rücken freizuhalten und den Weg freizuräumen, sodass sie sich als die Expertinnen und Experten in ihren Bereichen auf ihre Aufgaben bestmöglich konzentrieren können.
Um dies zu ermöglichen, kümmere ich mich um:
- die Definition von High-Level-Lösungen,
- den Austausch mit Stakeholdern, Senior Managern sowie möglichen Supportern,
- die Periodisierung von anstehenden Aufgaben,
- die Planung von Testing-Strategien sowie deren Verwaltung,
- die Außenkommunikation mit den anderen Produktteams und Stakeholdern
- und die Aufrechterhaltung des Dialogs in alle Richtungen, um alle Kolleginnen und Kollegen auf den gleichen Kenntnisstand zu bringen.
Ich habe auch gelernt, unser Team nicht als geschlossenes statisches Modell zu sehen, sondern Stakeholder, Senior Manager und Supporter eines Themas immer als Bestandteil des Teams für das bestehende Projekt zu behandeln.
Was ist für euch das Besondere an unserem Unternehmen?
Sarah: Ganz klar: Das Arbeitsumfeld und meine Kolleginnen und Kollegen. Das familiäre Umfeld bei uns in der Firma und der dadurch entstehende offene Austausch über verschiedene Themen bereiten mir nicht nur Freude, sondern schaffen auch ein ermutigendes Umfeld, in dem jede Meinung und Idee gleichermaßen ernstgenommen und in Betracht gezogen wird.
Kim-Canan: Die Menschen. Das Office zu betreten ist immer ein bisschen wie nach Hause kommen. Ich fühle mich hier sehr wohl und habe das erste Mal das Gefühl, in einem Unternehmen so sein zu dürfen, wie ich bin. Ich werde mit meinen Stärken, aber eben auch mit meinen Schwächen akzeptiert und finde im Unternehmen Halt und Support von meinen Vorgesetzen und Kolleginnen und Kollegen – vor allem in meinem Team, auf das ich mich stets verlassen kann, egal, um was es geht. Zugleich wachsen wir auch sehr schnell: Wir denken nun noch größer als damals zu unserer Start-Up Zeit. Damit einhergehend werden Prozesse und Strukturen Stück für Stück auf unser Wachstum angepasst. Die Teams tragen den Start-Up-Spirit aber dank viel Eigeninitiative so weit wie möglich weiter.
Ihr arbeitet in einem Bereich, der aktuell (leider) noch von Männern dominiert wird. Habt ihr das Gefühl, deshalb auf Hürden gestoßen zu sein?
Sarah: Nein. Sowohl im Studium als auch hier bei uns im Unternehmen waren nur meine Persönlichkeit und mein Können relevant. Welches Geschlecht ich habe, hat nie eine Rolle gespielt – und das sollte es auch nicht!
Kim-Canan: Nein. Ich finde man kann das Thema „Frau in einem männerdominierten Beruf“ immer als zweiseitige Medaille betrachten. Es kommt auf den Menschen und dessen Einstellung an, egal ob Mann oder Frau. Ich fühle mich als Mensch gut aufgehoben bei uns in der Firma. Wertgeschätzt, jedem ebenbürtig und in keinster Weise so, als würde ich vor Hürden stehen, die nur aufgrund meines Geschlechts den Weg, den ich gehen will, versperren. Im Gegenteil, ich fühle sogar von meinem Team, meinen Kolleginnen und Kollegen sehr unterstützt und weiß, dass sie mir immer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Persönlich glaube ich, dass wir ein sehr sensibilisiertes Unternehmen sind, in dem stark auf Chancengleichheit geachtet wird. Klar, es gibt immer Verbesserungspotenzial – das sollte auch angestrebt werden, aber ich denke, dass unser Unternehmen den aktuellen Zeitgeist in sich trägt und unsere Unternehmenskultur ständig optimiert. Daher sehe ich auch eine Teilverantwortung bei jedem Individuum, man muss auch selbst an der eigenen Außenwirkung feilen und sich stetig verbessern.
Habt ihr Tipps für andere Frauen, die sich für eine Karriere im Tech-Bereich interessieren?
Sarah: Auch wenn es sich nach einem typischen Kalenderspruch anhört, aber: „Know your worth!“ Das gilt allerdings sowohl für Frauen als auch für Männer. Welches Geschlecht eine Person hat, hat rein gar nichts mit dem eigenen Können zu tun!
Kim-Canan: Mach‘s! Je mehr qualifizierte Frauen sich im Tech-Bereich bewerben, desto mehr werden eingestellt. Verkaufe dich nicht unter, sondern kenne deinen Wert! Dieser misst sich nicht am Geschlecht, der Herkunft oder äußeren Erscheinungen, sondern an der eigenen Einstellung, Leistung und Authentizität. Darüber hinaus denke ich, dass man ehrlich zu sich selbst und dann auch zu seinen Mitmenschen sein sollte, indem man zu seinen Stärken und Schwächen steht und sich auch die Frage stellt, ob die Schwächen nicht auch Stärken sein können. So lässt sich zum Beispiel Sensibilität in Hilfsbereitschaft umwandeln, Impulsivität in Leidenschaft, Bequemlichkeit in Effizienz. Ich selbst habe mich jahrelang unter Wert verkauft und auch so behandelt – daher mein Tipp: Sei selbstbewusst, stehe für dich ein. Deine Schwächen sind aus einem Grund da: finde sie, bitte um Hilfe und arbeite daran, wenn du das Gefühl hast oder das Feedback bekommst, dass es sich lohnt es zu ändern. 🙂